Die Sonnenblumen von Gennaro Gattuso
by mykx
Kurz mal, weil es mich eben gerade so hochgekocht hat.
Ja, taktische und auch untaktische Fouls – in diesem Zusammenhang auch mal die Frage in die Runde, wie genau denn unindividuelle Fehler aussehen – gehören zum Fußball dazu.
Ich gestehe es auch einem leitenden Angestellten eines eher mittelmässig erfolgreichen Wirtschaftsunternehmens gerne zu, seinen Angestellten doch den Einsatz unlauterer, aber gemeinhin akzeptierter, Komponenten ihres täglichen Tuns nahezulegen.
Sprich: Ich verstehe es durchaus, dass man einem Herrn Boateng ankreidet, dass er nicht einfach mal einen gegnerischen Angriff mit einem sogenannten “taktischen Foul” unterbunden hat.
Man könnte nun einwenden, warum Schalke 04 denn nicht Spieler geholt hat, die so eine Situation mit fußballerischen Mittel lösen können.
Dann würde man mich wohl einen hoffnungslosen Fußballromantiker schelten und schimpfen.
Aber dann bin ich halt gerne Romantiker. Von mir aus auch hoffnungslos. Was da in der Bundesliga abgeht ist eh nicht mehr mein Fußball.
Sollte ich mich damit ein deinen Augen, lieber Leser, disqualifiziert haben, brich bitte hier deine Lektüre ab und wir gehen einfach die getrennten Wege getrennter Meinungen.
Die Problem im Jugendfußball wird niemand, der sich mit der Materie einmal ein wenig beschäftigt hat, von der Hand weisen wollen. Kids werden von brüllenden Trainer, brüllenden Eltern auf- und angestachelt.
Ein weiser und ruhiger Mann sagte erst unlängst den weitsichtigen Satz zu mir: “Und dann wundern sie sich, dass sie in der D-Jugend lauter Treter auf dem Platz haben, die sie nicht mehr kontrollieren können”.
Müssen solche Kinder nun auch noch aus der Zeitung, dem Fernsehen, dem was auch immer hören, wenn gefordert wird, dass ein in einer Spielsituation unterlegener Spieler – Boateng hat den Zweikampf verloren, weil er nicht spielintelligent und einsatzbereit genug war – die Situation durch einen unfairen Einsatz zu seinen Gunsten wendet.
Ist die Antwort “ja”? Weil es zum Spiel dazu gehört? Ist ja eine Kontaktsportart. Ist die Antwort “nein”?
Oder ist es gar die Aufgabe der Trainer, Eltern, Betreuer, den Kids das zu erklären? Oder haben wir einfach so schon genug damit zu tun, den Kinder “das Spiel zurück zu geben”, wie es so schön heisst?
Fouls gehören zum Fußball dazu. Gehört es aber auch dazu, wenn U10 Mannschaften 1x die Woche im Training “Trikot ziehen” üben..!?
Gehört denn dann Platzsturm und gegnerischen Fans überfallen auch zum Fansein dazu..!?
Vielleicht ist Fußball wirklich nicht mehr mein Sport.
Und noch ein weiterer Aspekt.
Wenn sie bis hierhin gekommen sind, herzlichen Glückwunsch.
Ein weiterer Aspekt: in der Jugend, gerade in den jüngeren Jahrgängen (U7 – U10) haben oftmals physisch starke Spieler einen Vorteil. Sie wirken nach aussen besser, weil sie rennen und kämpfen bis zum Umfallen, auch wenn sie fußballerisch eher limitierte Spieler sind.
Jeder kennt doch den etwas pummeligen Julian, der aber jedes Spiel entscheidet, weil er einfach von der Mittellinie draufhaut.
Ist es ein abwegiger Gedanke, dass technisch versiertere Spieler durch die Kraftbolzen, gerade in jungem Alter verdrängt werden..!?
Oder ist das schon die natürliche Auslese und die Techniker die durchkommen sind dann schon durch das ”Stahlbad von Karnap” gegangen..!?
Bekommen wir nur so feine Techniker, die auch gegen eine Uli Borowka bestehen können..!?
Und bitte nicht falsch verstehen, ich möchte nicht, dass die Kids sich auf dem Platz an den Händen halten und wie die Schmetterling über eine Sommerwiese hüpfen. Ich denke nur, es sollte irgendwo einen Platz geben zwischen Blümchenpflücken und Battle Royale. An diesem Platz möchte ich gerne Fußball schauen. Mehr nicht.
Vielleicht ist es auch einfach so, dass ich jederzeit 11 Höwedes für einen Özil eintauschen würden. Vielleicht ist es das…
Interessanter Beitrag, der eigentlich mehr die Hilflosigkeit und Unfähigkeit mancher Trainer im Kinder- und Jugendfußball zeigt.
Sie sind entweder nicht fähig den Kindern etwas beizubringen, oder wollen es einfach nicht, weil sie mit ihrer Spielweise “Erfolg” haben und so ihr Ego anfüttern.
Wer auf der Strecke bleibt ist offensichtlich, die Kinder sind es. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, das rational denkende Eltern so etwas gut finden. Kurzfristig mögen vielleicht lokale Erfolge da sein, aber auf lange Sicht bleiben ihre Kinder auf der Strecke.
Kann mir kaum vorstellen das man überregional erfolgreich agieren kann wenn man auf diese Schiene setzt.
Habe die Diskussion auf Twitter zum Teil verfolgt. Kann ein wenig beide Seiten verstehen, wobei mir Deine Sichtweise wesentlich sympathischer ist.
Zumal ich denke, dass die gleichen, die hier das taktische Foul fordern Zeter und Mordio rufen, wenn es gegen die eigene Mannschaft geht und/oder Spieler der eigenen Mannschaft dabei zu schaden kommen.
Typische deutsche Doppelmoral. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.