Der Fremde

by mykx

Heute ist unser Trainer gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß nicht.

So fängt das an hier.

Oder hört es auf.

Oder es ist mittendrin, ohne jetzt allzu philosophisch werden zu wollen. Wobei das ja, wie fast immer, wenn im Bereich des Ballsports mit dem Wort “Philosophie” gewedelt wird, ungefähr so philosophisch ist, wie jedes Kylie Minougue Video.

Ausser dem einen mit Nick Cave. Aber da wird sie am Ende ja auch tot geklopft…

Tod. Der grosse schwarze Vogel.

Unser Trainer ist tot und wir haben ihn getötet. Oder besser: er musste sterben, damit wir leben können.

Und so haben wir unseren Trainer getötet:

„Hallo B. Wir haben heute lange mit dem Sohn zusammen gesessen, da wir in letzter Zeit das Gefühl hatten, dass er die Lust am Fußballspielen ein Stück weit verloren hat. Als Konsequenz aus dem Gespräch haben wir beschlossen, den Schritt zu tun und ab sofort bei als Spieler (der Sohn) und Betreuer (ich) aufzuhören. Ich hoffe Du verstehst, dass wir uns in dieser Situation dafür entschieden haben im Sinne unseres Sohnes zu entscheiden, damit er nicht endgültig die Lust an dem Sport verliert, den wir beide lieben. Ich wünsche Euch natürlich viel Erfolg für den Rest der Saison. Viele Grüsse.”

Das war die SMS, geschickt am Vorabend unseres Turniers beim TuS Heven. Seitdem hab ich nicht ein Wort mehr mit unserem Trainer gewechselt.

Er stellte sich am nächsten Tag vor die Mannschaft und verkündete unseren Abschied, dass man so was nicht mache, dass man doch ”durchziehen” müsse.

Das wir unsere Gründe hatten, liess er unerwähnt. Er hat es nicht verstanden. Er konnte es nicht dulden.

Das jemand so was mit ihm macht.

Mit IHM.

Wir haben ihm in den Rücken geschossen.

So hört das also auf.

Und so fängt das an.

Denn wir sind erst mittendrin…